Lärm, Gefahr und Müll: Zeit für ein Ende privater Böller und Feuerwerke
Silvester ist für die meisten ein emotionaler Höhepunkt des Jahres – ein Moment der Gemeinschaft und des Neubeginns. Für viele Menschen gehört das Silvesterfeuerwerk dabei traditionell zum
Jahreswechsel dazu. Doch der Brauch hat gravierende Folgen: Tonnenweise Feinstaub belasten die Luft, Tiere geraten in Panik, Notaufnahmen sind überfüllt, Rettungs- und Einsatzkräfte überlastet –
und die Kosten für Reinigung und Schäden tragen am Ende die Kommunen.
Uns geht es nicht darum, Menschen das Feiern oder das Erleben von Gemeinschaft an Silvester zu nehmen. Vielmehr fordern wir ein ganzjähriges Verbot privater Feuerwerkskörper der Kategorie F2 , um
die negativen Folgen für Natur, Tiere und Gesellschaft zu minimieren. Wir setzen uns für neue, nachhaltige Wege ein, den Jahreswechsel gemeinsam zu feiern – verantwortungsvoll und im Einklang mit
Umwelt und Gesundheit.
Klima- und Umweltbelastung
Feinstaub und Luftverschmutzung
Das Zünden von Feuerwerkskörpern führt kurzfristig zu einer extremen Luftverschmutzung, was auf die pyrotechnische Zusammensetzung der Feuerwerkskörper zurückzuführen ist (Khedr et al. 2022, S.
2). Laut dem Umweltbundesamt (UBA) werden jährlich rund 2.050 Tonnen Feinstaub (PM10) durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt, der größte Teil davon innerhalb weniger Stunden zum
Jahreswechsel. Diese Menge entspricht fast einem Prozent der jährlichen Feinstaubemissionen in Deutschland. In vielen Großstädten erreichen die PM10-Stundenwerte in den ersten Neujahrsstunden bis
zu 1.000 μg/m³ (Umweltbundesamt 2025) – bei einem WHO-Tagesgrenzwert von 45 μg/m³, der damit um ein Vielfaches überschritten wird. Die WHO empfiehlt eine Überschreitung dieses Tagesgrenzwertes an
maximal drei Tagen im Jahr.
Die Feinstaubpartikel sind dabei mit Sulfaten, organischen Stoffen, Kalium und toxischen Metallverbindungen zur Darstellung von Farben angereichert, etwa Barium (grün), Strontium (rot) und Kupfer
(blau) (Manchanda et al. 2022). Ein Großteil dieser Partikel, insbesondere Feinstaub der Fraktion PM2,5, ist so klein, dass er tief in die Bronchien und Lungenbläschen eindringen und sogar in den
Blutkreislauf gelangen kann, wo er nachweislich die Gesundheit schädigt (Gouder und Montefort 2014, Petrowski et al. 2019). Bei Luftverschmutzung gibt es keine untere Grenze, unterhalb derer
keine Gesundheitsrisiken bestehen. Jede zusätzliche Belastung durch Feinstaub ist also gesundheitsschädlich – mit kurzfristigen wie auch langfristigen Folgen.
Bereits bei gesunden Menschen können in der Silvesternacht vorübergehend Atemwegsbeschwerden auftreten, bei Asthmatiker*innen steigt der Medikamentenbedarf deutlich. Studien zeigen zudem einen
Anstieg von Krankenhauseinweisungen in den Tagen um die Silvesternacht (Umweltbundesamt 2023). Außerdem können das autonome Nervensystem irritiert und Herzrhythmusstörungen ausgelöst werden. Auch
respiratorische Erkrankungen wie COPD (chronical obstructive pulmonary disease) können durch die Belastung verstärkt werden.
Belastung von Boden und (Grund-)Wasser durch Feuerwerksmüll.
Neben der Luftverschmutzung führt privates Feuerwerk auch zu erheblichen Belastungen von Böden und Gewässern. Allein in den fünf Großstädten Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf und Frankfurt am
Main sammelten kommunale Entsorger jährlich vor der Corona-Pandemie am Neujahrstag zwischen 134 und 183 Tonnen Silvesterabfall (Verband kommunaler Unternehmen, 03.01.2022). Dennoch bleiben vor
allem außerhalb gereinigter Bereiche erhebliche Mengen Müll zurück, insbesondere Kunststoffreste von Hülsen, Kappen und Verpackungen. Diese zersetzen sich nur sehr langsam, können zu Mikroplastik
werden und so in die Nahrungskette gelangen (NABU 2022).
Feuerwerkskörper enthalten zudem unter anderem die Chemikalie Perchlorat, die beim Abbrennen nicht vollständig reagiert. Perchlorat ist wasserlöslich, persistent und kann durch Niederschläge oder
Schmelzwasser in Grund- und Oberflächenwasser gelangen. Dort wurde es nach Feuerwerksereignissen bereits in erhöhten Konzentrationen nachgewiesen (Umweltbundesamt 2023, Brown und Gu 2006, Pace
und Vella 2019). Perchlorat stellt ein Gesundheitsrisiko dar, da es die Iodidaufnahme der Schilddrüse hemmt und so insbesondere bei Schwangeren, Säuglingen und Kindern Entwicklungs- und
Stoffwechselstörungen verursachen kann (Lyu et al. 2025). Ein vom NABU unter-stütztes nationales Spülsaummonitoring nach den OSPAR-Richtlinien dokumentierte zwischen 2012 und 2017 an einem
einzigen Küstenabschnitt 166 Plastikreste von Feuerwerkskörpern (NABU 2022).
Import und Herstellung von Feuerwerkskörpern
Die Umweltbelastung durch privates Feuerwerk beginnt lange vor dem eigentlichen Abbrennen in der Silvesternacht. Sie ist das Ergebnis einer globalen Produktions- und Lieferkette, deren
ökologische und soziale Kosten systematisch ausgeblendet werden. Deutschland importiert den überwiegenden Teil seiner Feuerwerkskörper aus China. Von Januar bis September 2024 wurden laut
Statistischem Bundesamt rund 25.900 Tonnen Raketen, Böller & Co. eingeführt. Seit über 20 Jahren liegt der Anteil chinesischer Importe bei mehr als 90 % (Statistisches Bundesamt, 26.11.2024).
Damit legt der Großteil des Feuerwerks eine lange Transportstrecke per Containerschiff zurück, wodurch jährlich tausende Tonnen CO₂ verursacht werden (NABU 2014). Auch in den Produktionsregionen
hinterlässt die Herstellung von Feuerwerk Spuren in chinesischen Industriegebieten mit hoher Feuerwerksfertigung wurde Perchlorat im Trinkwasser gemessen, was die lokale Bevölkerung
gesundheitlich gefährdet (Lyu et al. 2025).
Auswirkungen auf Biodiversität und Tiere
Allgemeine Auswirkungen
Tiere reagieren meist deutlich empfindlicher auf Feuerwerk als Menschen. Das Zusammenspiel aus extrem lauten Knallgeräuschen, grellen Lichtblitzen, Rauchgeruch und Erschütterungen löst bei vielen
Arten akute Stressreaktionen und den Fluchtreflex aus. Hunde reißen sich los, Katzen verstecken sich an unzugänglichen Orten, Wildtiere rennen panisch in gefährliche Gebiete oder über Straßen,
und Vögel fliegen durch die Panik gegen Hindernisse – teils mit schweren Verletzungen oder tödlichen Folgen (van Herwijnen et al. 2024). Solche Reaktionen können zudem auch für Menschen
gefährlich werden, etwa durch Verkehrsunfälle.
Haus- und Nutztiere
Jedes Jahr erleben Haustierbesitzer*innen die Panik ihrer Tiere während der Silvesternacht. Besonders Hunde sind häufig von der Angst vor Feuerwerk betroffen. Über die Hälfte leidet laut Umfragen
mindestens teilweise unter Feuerwerksangst, mit Symptomen wie Zittern, Verstecken oder Futterverweigerung (Riemer 2019). Feuerwerk erreicht mit rund 145 Dezibel deutlich mehr als die
Schmerzgrenze von 95 Dezibel für Hunde und kann zu dauerhaften Gehörschäden führen (Frischengruber et al. 2022).
Bei Katzen ist Stress oft schwer zu erkennen, zeigt sich aber durch untypisches Rückzugsverhalten oder Aggression (van Herwijnen et al. 2024). Auch Nutztiere wie Pferde reagieren extrem sensibel.
Als Fluchttiere geraten sie bei plötzlichem Lärm schnell in Panik, was zu Ausbrüchen, Selbstverletzungen oder Unfällen führen kann. Tiere in engen Ställen oder Käfigen sind besonders gefährdet,
da sie dem Stress nicht ausweichen können (Gronqvist et al. 2016, Gates et al. 2019).
Wildtiere
Für Wildtiere ist die Silvesternacht besonders problematisch, da sie keine Möglichkeit haben, sich auf die plötzlichen Reize vorzubereiten. Besonders in den Wintermonaten, wenn ihre
Energiereserven ohnehin knapp sind, können panikartige Fluchtreaktionen zu Erschöpfung, Verletzungen oder sogar zum Tod führen.
Fledermäuse werden durch den Lärm aus dem Winterschlaf gerissen und verlassen in Panik ihre Quartiere, Igel werden abrupt geweckt und verlieren dabei wertvolle Energiereserven. Hinzu kommt ein
Anstieg von Stresshormonen und eine Störung im Biorhythmus, was zu Desorientierung und erschwerter Nahrungssuche führen kann.
Besonders empfindlich reagieren viele Vogelarten, etwa Kraniche, Gänse oder Limikolen. Sie fliegen bei Feuerwerkslärm in Panik auf, flüchten teils über weite Entfernungen, verlassen Rastplätze
und kehren tagelang nicht zurück – ein Energieverlust, der im Winter besonders kritisch ist. Studien belegen, dass akustische Reize stärkere Reaktionen auslösen als visuelle und dass Vögel sich
nicht an Feuerwerk gewöhnen. Untersuchungen während der COVID-19-Pandemie zeigten zudem, dass geringere Feuerwerksaktivitäten zu deutlich weniger Stress bei Vögeln führten, was die Notwendigkeit
von Einschränkungen beim Feuerwerk unterstreicht (Nature: „Impact of reduced firework activities during COVID-19 on bird stress levels“).
Folgen für den Menschen
Neben den bereits dargelegten großen Belastungen für die Umwelt und den Auswirkungen von Feinstaub auf Lunge und Atemwege stellt Silvesterfeuerwerk eine direkte Bedrohung für die körperliche und
seelische Unversehrtheit von Menschen dar. Die Freiheit des Einzelnen, Feuerwerk zu zünden, endet dort, wo die Sicherheit anderer beginnt – eine Grenze, die in der Silvesternacht häufig und mit
gravierenden Folgen überschritten wird.
Verletzungen und Unfälle durch Feuerwerkskörper
In der Silvesternacht kommt es jährlich zu schweren Verletzungen durch unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerkskörpern, insbesondere bei Kindern, Jugendlichen und unbeteiligten Zuschauer*innen. In der
Saison 2022/23 wurden in Deutschland allein 838 Augenverletzungen durch Feuerwerk behandelt. Besonders besorgniserregend ist dabei, dass Kinder unter 12 Jahren häufiger betroffen waren als
Jugendliche und bis zu 50 % der Verletzten unbeteiligte Personen waren (Gabel-Pfisterer et al. 2025).
Im Jahreswechsel 2024/25 kam es zu fünf Todesfällen und Dutzenden Verletzten durch Feuerwerksunfälle, die teils auf illegale oder manipulierte Feuerwerkskörper zurückzuführen sind (DIE ZEIT 2025,
ZDFheute 2025a). Diese tragischen Ereignisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit, Kinder und Unbeteiligte durch geeignete Schutzmaßnahmen besser zu schützen.
Psychische Belastung durch Feuerwerk
Die lauten Knallgeräusche des Feuerwerks können Menschen, die Erfahrungen in Kriegsgebieten machen mussten, zurück in diese Situationen versetzen und als stark belastend erlebt werden.
Belastung von Infrastruktur und Gesellschaft
Die Silvesternacht versetzt unsere gesellschaftliche Infrastruktur jährlich in einen vorhersehbaren Ausnahmezustand. Während ein Teil der Bevölkerung feiert, werden die Grundpfeiler unserer
Daseinsvorsorge – Gesundheitssystem, Rettungsdienste und öffentliche Sicherheit – an ihre absolute Belastungsgrenze und darüber hinaus gebracht. Die Folgen sind kein unglücklicher Einzelfall,
sondern ein systematisches Problem mit immensen sozialen und wirtschaftlichen Kosten.
Überlastung der Notfalldienste
Für Krankenhäuser, Feuerwehren und Rettungsdienste ist der Jahreswechsel die arbeitsreichste Zeit des Jahres (Deutsche Krankenhausgesellschaft 28.12.2023). Die Notaufnahmen füllen sich mit
Patient*innen, die schwere Verbrennungen, Augenverletzungen und abgetrennte Gliedmaßen durch Feuerwerksunfälle erlitten haben – Verletzungen, die oft lebenslange Folgen nach sich ziehen.
Dieser Ansturm trifft auf ein Gesundheitssystem, das durch den allgemeinen Pflegenotstand ohnehin schon unter Druck steht. Fachgesellschaften schlagen deshalb Alarm: Die Bundesärztekammer fordert
angesichts der vorhersehbaren schweren Verletzungen ein umfassendes Verbot von privatem Feuerwerk, um das Personal zu entlasten und Leid zu verhindern (Deutsches Ärzteblatt 2024). Auch die DGOU
und die DGH dokumentieren das Ausmaß der Tragödien und warnen eindringlich vor den Gefahren (DGOU; DGH 11.12.2024).
Gleichzeitig sind die Feuerwehren im Dauereinsatz, um Brände zu löschen, die durch fehlgeleitete Raketen auf Balkonen, in Wohnungen und an Fassaden ausgelöst werden.
Polizeieinsätze und öffentliche Sicherheit
Die Silvesternacht ist zunehmend zu einem Synonym für massive Gefährdungen der öffentlichen Sicherheit geworden. Besonders alarmierend und absolut inakzeptabel sind die gezielten Angriffe auf
Einsatzkräfte. Polizist*innen, Feuerwehrleute und Sanitäter*innen – also jene Menschen, die zu Hilfe eilen – werden mit Böllern und Raketen beschossen und an ihrer Arbeit gehindert.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert daher seit Jahren ein bundesweites Verkaufsverbot für private Pyrotechnik, da diese immer häufiger als Waffe gegen Menschen eingesetzt wird und die
Anonymität der Nacht Straftaten begünstigt. Hinzu kommen zahlreiche Sachbeschädigungen wie gesprengte Briefkästen, beschädigte Autos oder zerstörte Haltestellen. Eine von der GdP initiierte
Petition für ein Böllerverbot erhielt 2024 über 2 Millionen Unterschriften (GdP 2024).
Wirtschaftliche Kosten für Kommunen
Die Kosten für den jährlichen Feuerwerksexzess trägt nicht der Einzelne, sondern die Allgemeinheit. Am Neujahrsmorgen müssen kommunale Reinigungsbetriebe mit hohem Personal- und Maschinenaufwand
hunderte Tonnen Müll von Straßen und Plätzen entfernen. Hinzu kommen erhebliche Kosten für Reparaturen an öffentlicher Infrastruktur – von gesprengten Mülleimern bis zu zerstörten Haltestellen –
die die ohnehin knappen Kassen vieler Städte und Gemeinden zusätzlich belasten.
Dieses Prinzip der Externalisierung bedeutet: Gewinne der Feuerwerksindustrie und des Einzelhandels werden auf Kosten der Steuerzahler*innen finanziert. Diese tragen nicht nur die Reinigung und
Reparaturen, sondern auch die Kosten für Notfalleinsätze und Krankenhausbehandlungen. Ein Verbot von privatem Feuerwerk ist daher nicht nur eine Frage der Sicherheit und des Umweltschutzes,
sondern auch der ökonomischen Vernunft und sozialen Gerechtigkeit.
Fazit und Forderungen
Die massiven Schäden für Umwelt, Tier und Mensch, die Überlastung von Einsatzkräften und die hohen gesellschaftlichen Kosten durch privates Feuerwerk sind nicht länger hinnehmbar, weil sie in
keinem Verhältnis zur persönlichen Entfaltung durch dessen Nutzung stehen.
Diese Einschätzung wird von einer klaren Mehrheit der Bevölkerung geteilt. Aktuelle Umfragen von Instituten wie YouGov (61 %, 2023) oder im Auftrag von PETA (58 %, INSA Meinungstrend 2025)
belegen, dass Bürger*innen ein Ende des privaten Böllerns befürworten. Die Zeit des leisen Zweifelns ist vorbei – der Wunsch nach Veränderung ist laut und deutlich. Länder wie die Niederlande
haben bereits umfassende Verbote für privates Feuerwerk der Kategorie F2 und höher erlassen (ZDFheute 2025b).
Es ist an der Zeit, dass Deutschland diesem Beispiel folgt. Wir fordern die politischen Entscheidungsträgerinnen – insbesondere dendie zuständigen Bundesinnenministerin – eindringlich auf, nicht
länger zu zögern und ein vollständiges Verbot des privaten Erwerbs und Gebrauchs von Silvesterfeuerwerk zu beschließen.
Wir schließen uns den Forderungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sowie zahlreicher weiterer Organisationen an und verweisen ausdrücklich auf den Offenen Brief für ein böllerfreies Silvester an
den Bundesinnenminister (Mitzeichnen unter: https://l.duh.de/naju).
Daher fordern wir:
1. Ein bundesweites, ganzjähriges Verbot des Verkaufs und der privaten Verwendung von Pyrotechnik der Kategorie F2
Eine entsprechende Änderung der 1. Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1. SprengV) muss schnellstmöglich umgesetzt werden. Das schließt den Verkauf von Böllern und Raketen an Privatpersonen
vollständig aus.
2. Förderung gemeinschaftlicher, sicherer und moderner Alternativen durch Städte und Gemeinden
Ein Verbot schafft Raum für Neues. Wir appellieren an die Kommunen, anstelle des privaten Lärms neue nachhaltige Traditionen zu etablieren. Professionell organisierte und zentral durchgeführte
Veranstaltungen wie Licht-, Laser- oder Drohnenshows bieten beeindruckende Gemeinschaftserlebnisse für alle – ohne die verheerenden Nebenwirkungen.
Als junge Generation fordern wir eine Politik, die die Zukunft schützt. Ein Ende des privaten Feuerwerks ist ein einfacher, aber wirkungsvoller Schritt hin zu einem Silvesterfest, das nicht von
Zerstörung, Angst und vermeidbarem Leid, sondern von Freude und Gemeinschaft geprägt ist.
Gegenargumente und unsere Antworten
G1: „Feuerwerk ist Tradition – Feuerwerk gehört zu Silvester“
Silvester und Neujahr sind geprägt von vielen unterschiedlichen Traditionen, die in verschiedenen Kreisen unterschiedlich ausgelebt werden – vom Neujahrsbaden in den Niederlanden über Berliner
(Pfannkuchen) und Raclette bis zum Schauen von „Dinner for One“. Wir plädieren dafür, gerade jenen vielfältigen und umweltfreundlichen Bräuchen mehr Raum zu geben, die keine Schäden an Natur,
Umwelt oder Gesundheit verursachen.
Das private Abbrennen von Feuerwerk zu Silvester ist keine uralte deutsche Tradition. Erst seit den 1960er Jahren – getrieben durch die Industrie – verbreitete sich das massenhafte Böllern.
Traditionen verändern sich. Heute können neue, sichere und umweltfreundliche Silvesterbräuche entstehen.
G2: „Ein Verbot ist ein Eingriff in die persönliche Freiheit“
Gemäß Artikel 2 Absatz 1 GG darf sich jede Person frei entfalten, soweit dadurch nicht die Rechte anderer verletzt werden. Feuerwerk schädigt jedoch Menschen, Tiere, Umwelt und Eigentum. Diese
Beeinträchtigungen wiegen schwerer als das Recht auf Unterhaltung.
Da Feuerwerk überwiegend im öffentlichen Raum gezündet wird, betrifft es das Gemeingut. Die Folgekosten (Gesundheit, Reinigung, Schäden) werden von der Allgemeinheit getragen. Eine Einschränkung
ist deshalb keine willkürliche Freiheitsberaubung, sondern eine notwendige Maßnahme zum Schutz aller.
G3: „Feuerwerk bringt Freude – der ästhetische Reiz gehört dazu“
Ja, Feuerwerk ist für viele mit Emotionen verbunden. Doch Freude und Staunen lassen sich auch anders erzeugen – ohne Lärm, Feinstaub und Verletzungsgefahr. Moderne Alternativen wie Laser-, Licht-
oder Drohnenshows schaffen eindrucksvolle Effekte bei minimalen Emissionen.
Der Kern von Silvester – Zeit mit Freund*innen und Familie zu verbringen, das Jahr ausklingen zu lassen und hoffnungsvoll ins neue zu starten – bleibt erhalten.
G4: „Ein Verbot ist rechtlich schwer umsetzbar“
Das Gegenteil ist der Fall. Schon heute ist der Verkauf und das Abbrennen von Feuerwerk rechtlich streng reguliert (Sprengstoffgesetz, 1. SprengV). Behörden können Feuerwerk aus besonderen
Gründen untersagen, viele Kommunen haben bereits lokale Verbotszonen eingeführt.
Ein bundesweites, ganzjähriges Verbot der Kategorie F2 könnte einfach durch eine Änderung der 1. SprengV umgesetzt werden – ohne große Gesetzesänderungen, allein per Verordnung des
Innenministeriums.
G5: „Ein Verbot schadet der Wirtschaft und vernichtet Arbeitsplätze“
Die Branche erzielt zwar hohe Umsätze (ca. 197 Mio. Euro in 2024), aber rund 90 % der Feuerwerkskörper stammen aus China. Der Beschäftigungseffekt in Deutschland ist daher sehr begrenzt.
Demgegenüber stehen die enormen externen Kosten: Verletzungen, Überlastung von Rettungsdiensten, Reinigung, Reparaturen, Umwelt- und Gesundheitsschäden. Diese werden von der Allgemeinheit
getragen.
Ein Verbot eröffnet zudem neue Chancen: Umweltfreundliche Alternativen wie Licht- oder Drohnenshows schaffen Potenzial für lokale Veranstaltungsunternehmen und technische Dienstleister. Damit ist
die wirtschaftliche Abwägung klar – langfristig überwiegen die Vorteile eines Verbots.
[1] Die Kategorie F2 umfasst pyrotechnische Gegenstände, wie Knallkörper und Knallkörperbatterien mit Blitzknallsatz und Raketen, welche von Personen über 18 Jahren erworben werden dürfen. (Erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1. SprengV) § 20
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zuletzt geprüft am 13.08.2025.
YouGov (2023): Würden Sie ein generelles bundesweites Verbot von privatem Feuerwerk befürworten oder ableh-nen? | Frage des Tages. Hg. v. YouGov. Online verfügbar unter
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ZDFheute (2025a): Böllerunfälle in der Silvesternacht: Tote und Verletzte. Online verfügbar unter
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ZDFheute (2025b): Silvester: Niederlande verbieten privates Feuerwerk. Online verfügbar unter https://www.zdfheute.de/panorama/niederlande-boeller-verbotsilvester-100.html, zuletzt aktualisiert
am 13.08.2025, zuletzt geprüft am 13.08.2025
Beschlossen auf der Bundesdelegiertenversammlung der NAJU am 20. September 2025 in Berlin.
Die Nummerierung der einzelnen Punkte bedeutet keine Priorisierung. Wir verweisen auf die anderen Positionspapiere der NAJU und auf die Positionen des Naturschutzbundes (NABU).