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Lieber ein Ende ohne Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende

Auch die Cafeteria legt für den Verhandlungsmarathon eine Nachtschicht ein
Auch die Cafeteria legt für den Verhandlungsmarathon eine Nachtschicht ein

Der Wecker klingelt, der erste Blick geht aufs Handy zum aktuellen Terminplan der Verhandlungen. Die Verhandlungen scheinen sich wieder verschoben zu haben, sodass wir noch eine Chance haben, pünktlich zum Abschlussplenum um 9:00 Uhr auf dem Konferenzgelände zu sein. Eigentlich müssten wir packen, doch aufgrund der steigenden Spannung verschieben wir dies auf später (Ein Fehler wie wir später merken werden).

 

Auf dem Konferenzgelände selbst informieren große Monitore über aktuelle Pressekonferenzen, Präsentation von Zwischenergebnissen und der abschließenden Plenarsitzung. Bei Ankunft auf dem Gelände bemerken wir, dass sich die Zeiten erneut nach hinten verschoben haben. Anscheinend noch immer keine Einigung über die Beschlusstexte. Wir warten. Wir warten bis 10:00 Uhr, 12:00 Uhr, 14:00 Uhr... Alle bisher angesetzten Termine werden abgesagt bzw. weiter nach hinten verschoben. Ein Großteil der Konferenzteilnehmenden, insbesondere der Beobachtenden ist bereits abgereist und die ersten Handwerker*innen stolpern über das Gelände, mit dem Auftrag die ersten Länderpavillons und Sitzgelegenheiten abzubauen. Eine ungewohnte, schräge Atmosphäre. Zwischendurch sickern einzelne Textentwürfe durch, die zu Schockmomenten bei den NGOs führen. Keine Erwähnung mehr von Menschrechten? Keine Festschreibung, dass die Klimaschutzambitionen gesteigert werden müssen? In kleinen Arbeitsgruppen werden alle bekannten Textentwürfe analysiert, mit einem vernichtenden Ergebnis: Wenn die Texte so beschlossen würden, dann wäre dies eine Aufweichung des Pariser Abkommens und ein großer Schritt in die falsche Richtung. Auch wir hatten bis dahin einen Schritt zurück für unmöglich gehalten, insbesondere durch den in den vergangenen Monaten aufgebauten Druck.

 

Um unsere Enttäuschung zum Ausdruck zu verleihen, entscheiden wir uns, mit vielen anderen NGOs spontan eine Aktion zu gestalten. Nach verschiedenen Absprachen mit weiteren Konstituierungen und dem Sekretariat steht ein Plan: Wir haben genug von einem Abschlussplenum mit unzureichenden Ambitionen und werden jetzt unser eigenes Abschlussplenum veranstalten. Nach den Erfahrungen der letzten Tage, soll diese Aktion bei dem UN-Sekretariat angemeldet werden. Wir erhalten keine Bestätigung. Erst als wir mit einer großen Gruppe direkt bei der Generalsekretärin Espinosa auftauchen, wird unsere kurzfriste Aktion genehmigt. Leider wurde unser „People-Plenary“ nicht im Plenarsaal genehmigt, aber sich darauf geeinigt unser Plenum vor den Plenarsälen zu halten. Da auch die Pressvertreter*innen nur  auf neue Verhandlungsentscheidungen warten, bekommen die Reden der NGO-Vertreter*innen große mediale Aufmerksamkeit!

 

Mittlerweile ist es 18:00 Uhr, die abschließende Sitzung wurde soeben auf 20:00 Uhr verschoben. Keiner kann uns sagen, ob es der finale Termin ist.  Die letzten Nächte ohne viel Schlaf machen uns zu schaffen, wir legen uns auf einer der zahlreichen Sofas in den fast menschenleeren Hallen und schlafen sofort ein.

 

Als wir wieder aufwachen, können wir unseren Augen kaum trauen. Die Monitore zeigen eine neue Verschiebung der alles entscheidenden Abschlussveranstaltung auf 24:00 Uhr.  Wir entscheiden uns nach Hause zu fahren, um zu packen und ggf. später in der Nacht wiederzukommen. Mittlerweile erreichen uns auch Spekulationen, dass die Konferenz bis Sonntag verlängert werden könnte oder sogar ohne jegliche Einigung zu Ende geht. Es bleibt spannend.

 

Unser Gepäck ist in den Rucksäcken verstaut und wir sind gerade dabei uns nochmal zum Konferenzgelände zu machen, als uns die Nachricht einer erneuten Verschiebung auf Sonntag, 4:00 Uhr morgens erreicht. Nun wird uns klar: Das richtige Ende der Klimakonferenz werden wir nicht mehr vor Ort erleben. Unser erster Zug in Richtung Deutschland fährt um 6:00 Uhr in der Früh ab.

© Bildnachweis für Foto im Header: NAJU

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