Was wäre ein Freitag ohne Fridays-Demo? Der Freitag steht mittlerweile im Zentrum der Umweltbewegung. Schon vor der am Abend geplanten Großdemo im Zentrum Madrids veranstalten
Vertreter*innen der Fridays-for-Future Bewegung auf dem Konferenzgelände heute einen Streik, einen Sitzstreik. Kurz vor Beginn setzen wir uns dazu, sowie viele weitere jungen Menschen. Wie auch bei
anderen so genannten „Actions“, kreativen Aktionen auf dem Konferenzgelände, werden die Leute auf uns aufmerksam und machen allerhand Bilder. Wir sitzen ca. eine halbe der geplanten ganzen Stunde auf
dem Boden. Langsam beginnt Getuschel zwischen Sicherheitsbeauftragten und Organisator*innen dieses Streiks. Schnell stellt sich heraus, dass die Ankunft Greta Thunbergs der Grund dafür ist. Sie soll
sich zu uns setzen und damit gemeinsam mit uns streiken.
Die Sicherheitsbeamt*innen beginnen uns mit Absperrbändern einzuzäunen, um die umherstehenden Personen von uns fernzuhalten. Die Masse um uns wird immer größer, denn die Presse hat schnell
verstanden, was hier gleich in unserem Kreis passieren soll. Gespannt warten alle. Unter diesen besonderen Umständen darf unser Streik sogar länger dauern als angemeldet.
Da kommt sie endlich! Anhand der sich bewegenden Presse-Traube können wir sehen, dass Greta sich in unsere Richtung bewegt. Fotograf*innen raufen sich, stoßen Absperrungen um und streiten sich
darum, wer wem gerade im Weg stehen würde. Obwohl zuvor ein ganz bestimmter Platz für Greta zwischen uns frei gemacht wurde, setzt sie sich einfach schüchtern an den Rand. Pressevertreter*innen
fotografieren und filmen wild um sich, als hätte jeglicher Verstand ausgesetzt. Wir fühlen uns wie im Zoo, nur dieses Mal auf der anderen Seite.
Anders als in den letzten Tagen verlassen wir ebenfalls streikbedingt das Konferenzgelände schon am Nachmittag. Um 18:00 Uhr ist in Madrid ein großer Klimastreik geplant. Um 18:00 Uhr? Typische spanische Mentalität? Nicht nur. Zeitgleich wird eine Klimademonstration im weit entfernten Santiago de Chile stattfinden, wo die Weltklimakonferenz eigentlich stattfinden sollte. Aufgrund der Zeitverschiebung ist es hier in Madrid schon deutlich später. Die Demo macht Spaß und bietet uns die erste richtige Möglichkeit, die schöne Innenstadt und nicht nur die Räume des Konferenzgeländes zu sehen. Die große Teilnehmendenzahl der Demo (später lesen wir, dass es nach Angaben der Veranstalter*innen ca. 500.000 waren) macht nachdenklich und motiviert zugleich. Im Vergleich zu den vielen Demonstrierenden, haben wir als Jugenddelegierte die Möglichkeit bzw. das Privileg direkt am Ort des Geschehens mitwirken zu können.
© Bildnachweis für Foto im Header: NAJU