Schneller als gedacht haben wir nach nun zwei Tagen Klimakonferenz das Gefühl, richtig angekommen zu sein und uns nicht mehr ständig zu verlaufen. Zudem hat sich bereits für uns ein fester
Tagesablauf etabliert:
Es ist 6:30 Uhr: der Wecker klingelt und kurz darauf wird Kaffee aufgesetzt, ohne den der Tag nur halb so produktiv werden würde. Es folgt eine 45-minütige Fahrt mit einer vollen, überhitzen
Metro durch Madrid zum Kongresszentrum IFEMA, an dass die Konferenz kurzfristig nach der Absage Chiles verlegt wurde.
Nach dem Passieren der Sicherheitskontrollen auf dem Gelände geht es um 8:30 zum Morgen-Meeting mit der NABU Delegation. Neben uns beiden sind in der ersten Woche noch Sebastian, Katharina, und
Stella als Fachreferent*innen für den NABU auf der Klimakonferenz unterwegs. Mit ihnen besprechen wir alle Neuigkeiten, unsere anstehenden Termine und teilen ggf. Zuständigkeiten auf.
Danach geht der Terminmarathon los. Jeden Morgen um 9:00 treffen sich die „YOUNGOS“, das sind alle Jugendlichen, die auf der Konferenz unterwegs sind. Im Großen! Direkt im Anschluss wartet die
CAN (Climate Action Network) Europe Gruppe, um sich mit uns über inhaltliche Themen, mit einer besonderen Relevanz für Europa auszutauschen.
Es folgen diverse Vernetzungstreffen mit anderen deutschen und europäischen Jugendlichen. Hier geht es vor allem um die Frage, wie wir auf der jeweiligen Ebene Einfluss auf die politischen
Entscheidungen nehmen können. Konkret bereiten wir gemeinsame Termine mit Politiker*innen wie z.B. mit der deutschen Verhandlungsdelegation vor, arbeiten inhaltlich an einem offenen Brief an die
neue EU-Komission zu einer schnellen und ambitionierten Steigerung der Klimaschutzziele (NDCs) und planen eine gemeinsame Diskussionsrunde zu Jugendpartizipation im Deutschen Pavillon. All dies
findet in kleineren Arbeitsgruppen statt, an denen wir je nach Interesse unserseits teilnehmen. Dabei prallen immer wieder die unterschiedlichen Interessen und Arbeitsweisen von den
Jugendvertreter*innen aufeinander. Gar nicht so einfach bei dem Zeitdruck möglichst schnell eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten!
Um 14:00 Uhr steht dann das wichtige CAN-Daily treffen auf unserem Terminplan. Hier kommen alle dem CAN-Netzwerk angehörenden Vertreter*innen (z.B. Greenpeace, WWF…) zusammen, um alle wichtigen
Entwicklungen zu besprechen. Dazu gehören Personen, die in den Verhandlungen als Beobachter *innen sitzen. Sie erzählen von einzelnen Länderpositionen und welchen Einfluss diese auf die
endgültigen Beschlüsse haben können. Zudem wird hier über den „Fossil of the Day“ entschieden. Der „Fossil of the Day“ ist eine tägliche Negativauszeichnung von CAN für Länder, welche die
aktuellen Verhandlungen mit ihrer Position blockieren oder in die falsche Richtung lenken. Diese Auszeichnung, die fast jeden Abend stattfindet, hat bereits Tradition und ist nahezu allen
Konferenzteilnehmenden bekannt! – Es ist also fast schon eine Ehre, dass wir darüber mitentscheiden dürfen!
Mittagspause? Schwierig. Meistens sind die Zeiten zwischen den Treffen sehr knapp, die Auswahl der Speisen sehr begrenzt und die Schlangen ziemlich lang. Man möchte meinen, dass die Teilnehmenden
und Organisator*innen der Konferenz mit gutem Beispiel vorangehen sollten. Davon sehen wir hier leider wenig. Zum Gastronomieangebot des Veranstaltungsgelände zählt eine Filiale von Burger King,
ein Pizza Fast-Food Restaurant sowie eine Reihe plastikverpackter Wraps und Salate. Ein Großteil davon alles andere als vegan, vegetarisch, bio oder nachhaltig. Mit dem Problem scheinen wir nicht
allein zu sein, an dem einzigen Foodtruck mit vegan/vegetarischem Essen finden wir heute eine unendlich erscheinende Schlange vor.
Am Nachmittag treffen wir uns dann in unseren Arbeitsgruppen, um die in der großen Runde geplanten Aktionen, Dokumente und Veranstaltungen vorzubereiten. Hinzu kommen noch verschiedene Treffen
auf politischer Ebene, über die wir mit unserem nächsten Eintrag mehr erzählen wollen. Unberücksichtigt sind bei der Terminaufzählung auch die Vielzahl an interessanten Side Events, die mit
spannenden Vorträgen, hochkarätigen Gästen und interessanten Diskussionsrunden zu all den Terminen parallel stattfinden und leider kaum in unseren Zeitplan passen. Zudem kommt auch noch das
Interesse, zumindest gelegentlich bei den Verhandlungen dabei zu sein, um den Entscheidungsprozess und die einzelnen Länderpositionen mitzuerleben.
Bei der Fülle an Terminen lässt es sich leider nicht vermeiden, dass wir nicht überall dabei sein können. Obwohl wir uns meistens den Tag und die Termine aufteilen, müssen wir jeden Morgen aufs
Neue unsere Termine priorisieren.
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